Donnerstag, 29. Oktober 2015

Befeuern eines Kachelofens

Hää?? Holz rein, Anzüder dazu schmeißen und abbrennen lassen. Fertig!
So einfach ist es aber leider nicht, wenn man einen perfekten Abbrand haben, und nicht nach jeder Befeuerung das Glas der Kamintüre putzen will. Verschärft wird das Ganze noch dazu, wenn der (moderne) Kachelofen eine Abbrand-Elektronik besitzt, die die Zuluft des Ofens automatisch nach dem Abbrand schließt.
Diesen Beitrag findet ihr auch unter http://holzheizung.blogspot.com/



Für das optimale Feuer:
Tja, warum schreibe ich das? So richtig mit Heimwerken hat das ja nichts zu tun, aber ich will auf dieser Seite auch meine Erfahrungen niederschreiben.
Ich heize jetzt mittlerweile die 3. Saison unser Haus mit unseren neuen Kachelofen und habe vor allem zu Beginn mit der Abbrandautomatik und den verrußten Kamintüren gekämpft. Nicht selten glaubte die Elektronik, dass der Abbrand bereits vorbei ist und schloss die Zuluft, obwohl erst ein geringer Teil des Holzes verbrannt war. Dazu braucht man doch keine Elektronik wenn man erst vor dem Ofen sitzt, und aufpassen muss, dass die Automatik nicht frühzeitig schließt. Mittlerweile habe ich es aber geschafft, den Ofen so zu befeuern, dass ich kurz nach dem befeuern außer Haus gehen und der Elektronik den Abbrand überwachen lassen kann. Zusätzlich bleibt natürlich die Kamintüre sauber.

Unser Kachelofen

Esszimmer                                                                                                Wohnzimmer



Gang
Unsere Katze liebt den Ofen (erstes Bild).

Der Erbauer des Ofens: Peter Zawrel


Die Technik

Elektronik                                                                                                Zuluftklappe











Unser Ofen bezieht seine Zuluft vom Keller. Das Orange am rechten Bild ist der Motor der Zuluftklappe.
Die Elektronik überwacht die Abgastemperatur (in den Schornstein) und schließt nach einer Wartezeit, wenn die Abgastemperatur um einen gewissen Prozentsatz gefallen ist.

Definition

Ein Kachelofen wird im Prinzip über das Heizintervall definiert. So muss dieses mindestens 8 Stunden betragen. Soll heißen: nach frühestens acht Stunden darf wieder Holz nachgelegt werden.
Ist das Holz abgebrannt und nur noch kleine blaue Flammen über der Glut muss die Zuluft geschlossen werden, damit die Glut so lange wie möglich erhalten bleibt und nicht die frische Zuluft die Züge des Ofens wieder abkühlt.
Bei Öfen ohne Elektronik geschieht dies in der Regel durch Schließen der Kamintüre. Die Wärmeenergie des abgebrannten Holzes wird im Schamotte des Ofens gespeichert und langsam an den Raum abgegeben.

Unser Ofen hat ein Heizintervall von 12 Stunden und eine Leistung von 5kW (Kilowatt). Außerdem lassen sich 50cm Scheiter heizen.
Minimale Holzmenge: 8,5kg
Maximale Holzmenge 17kg
Hart- oder Weichholz
Wirkungsgrad: 80%...theoretisch zumindest.
Kosten ca. 18.000€

Der Brennraum



Hinten rechts befindet sich der Abzug. Durch die Löcher an der Seite kommt Frischluft in den Brennraum.


Die Befeuerung

Es gibt natürlich einige (sicherlich gut gemeinte) Beschreibungen, wie so in Ofen zu befeuern ist, die hat aber nicht sehr oft zum Erfolg geführt. So wird meist empfohlen das Feuer vor dem Abzug oder oben zu entzünden, damit unverbrannte Rauchgase durchs Feuer beim Abzug gezogen werden und verbrannt werden. Dadurch werden natürlich weniger schädliche Abgase erzeugt...angeblich. Jedenfalls führt diese Methode fast immer zu einer verrußten Kamintüre oder zum unvollständigen Abbrand bei einem Ofen mit elektronischer Steuerung.

Nun aber zur Praxis.
In einem sind sich alle Beschreibungen einig: Es sollten ausschließlich Holzstücke gleicher Größe in einem Heizgang verbrannt werden. Und das ist auch wirklich so. Die Scheite sollten in etwa gleich groß sein. Das ist das um und auf! Die kleinen Scheite würden komplett abbrennen, während die Großen gerade mal anbrennen. Roulette für die Elektronik.
Die Holzfeuchte sollte unter 20% oder noch besser unter 15% liegen.

Als Anzünder verwende ich Holzwolle, da ich mit allen anderen schlechtere Erfahrungen gemacht habe.

Ach ja: Ich wiege jedes Mal einheizen mit einer Zugwaage die Holzmenge ab. Vielleicht übertreibe ich da auch etwas :-)





Liegend

Es wäre jedoch falsch zu glauben, gleich große Scheite in den Ofen zu schmeißen und anzuzünden:

So ist es FALSCH

Hier liegen zu große Scheite in nur 2 kompletten Lagen übereinander. Dies führt zu unvollständigen oder schlechten/unsicheren Abbrand. Die Gefahr ist groß, dass die Elektronik zu früh schließt.

Es sollten kleinere Scheite, welche auch um 90° versetzt gelegt werden verheizt werden.
Richtig geht's so:


So wird eine optimale Luftzufuhr zwischen den Scheiten realisiert. Die beiden vorderen Ecken sind die Kritischsten, wobei die dem Abzug am weitesten entfernte den schlechtesten Abbrand vorweisen kann. Daher sollten in den Ecken mindestens 3 Scheite übereinander liegen.
Entgegen den meisten Empfehlungen, empfehle ich die kleinsten (der etwa gleich großen) Scheite nach unten zu legen. Beim verbrennen steigt die Hitze auf, so dass die oberen (großen) Scheite schneller abbrennen als die unteren. In Summe brennt damit alles gleichmäßig ab.
Wer es aufs äußerste treiben will, legt die zwei kleinsten Scheite links unten und rechts unten hin.

Angezündet wird links vorne da rechts hinten der Abzug ist.

Der Abbrand sieht in diesem Fall so aus:

00h:00m                                                                                                                 00h:07m














 00h:25m                                                                                                               01h:25m















Beim letzten Bild schließt die Zuluftklappe. An der Glut erkennt man den perfekten Abbrand.

Dieser Methode ist empfehlenswert, wenn mit dem Holz mindestens 3 Lagen gestapelt werden können.
Hier wurde ein Abbrand mit 17kg Eichenholz gezeigt, das kleinste Scheit hatte 1,5kg, das größte ca. 2,5kg.





Stehender Abbrand

Sehr oft hat man zu große und daher zu wenig Scheite um einen liegenden Abbrand realisieren zu können. Wenn der Brennraum ausreichend hoch ist, kann in diesem Fall auf den stehenden Abbrand zurückgegriffen werden.
In diesem Fall werden die Scheite in den Brennraum nebeneinander gestellt. Ich habe die besten Erfahrungen gemacht, wenn dies in der hinteren Ecke neben dem Abzug geschieht.














In der hintersten Reihe werden die größten Hölzer aufgestellt. Danach kann mit der zweiten Reihe begonnen werden, wobei hier gleich nach dem ersten Scheit angezündet wird. Nun wird die 2te Reihe komplettiert. 3 Reihen machen eher weniger Sinn.


Durch den so gebauten "Kamin" fangen auch die großen Hölzer ganz leicht Feuer. Anzündholz brauche ich faktisch nie.

00h:03m                                                                                                                 00h:20m














 00h:53m                                                                                                                01h:10m














Nur mehr ganz wenige Flammen beim Schließen der Klappe, perfekter Abbrand

Ich empfehle diese Methode bei einer geringen Anzahl von Scheiten von 4 bis 8 Stk.
Hier hatten die Scheite aus Eiche etwa 2-3,5kg  bei 17kg Gesamt.





Liegender Abbrand mit kleinen Scheiten

Bei einer geringen Holzmenge mit kleinen Scheiten ist es nicht ratsam diese über den kompletten Brennraum zu verteilen, da so zu wenig Schichten für den Abbrand zusammenkommen würden. Stehend ist ebenfalls keine Option, da zu viele Scheite vorhanden sind. Ich lege daher die Scheite immer an der dem Abzug gegenüberliegenden Seite zusammen, in meinem Fall auf die linke Seite.














Auch hier sollten die größten Hölzer oben und die Kleinsten unten liegen. Wie auf dem Bild zu sehen ist, habe ich den Haufen schräg nach links gestapelt. Da das Feuer nach rechts abzieht werden auch die äußeren Scheite anständig verbrannt.

Angezündet wird links unten.
00h:00m                                                                                                               00h:12m














00h:45m 
Je kleiner die Scheite, desto schneller der Abbrand.
Die Scheite waren aus Eiche/Akazie mit insgesamt 8,5kg





Viele werden sich jetzt auf den Kopf greifen, und sich fragen wie man über so etwas nur eine derartige Abhandlung schreiben kann. Aber denen sei gesagt: Ich heize nicht einfach nur, ich zelebriere es!




5 Kommentare:

  1. Danke für diese ausgiebige Abhandlung übers Heizen! Wieder was gelernt... und ein neuer Punkt für die Weihnachtswunschliste... Kachelofen besorgen ;-)

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    1. Da kannst du nur auf ein großzügiges Christkind hoffen :-)

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    2. Stimmt, es müsste nämlich vielleicht noch das passende Haus dazu mitbringen ;-)

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  2. hehe, gut ich werde keinen Kachelofen einbauen, ich will das Holz mit Eimern rein schütten und der Kessel soll sich kümmern :-D

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    1. und genau so ein Teil steht bei mir schon im Keller und wird im Frühjahr an die Heizung angeschlossen ;-)

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